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aktualisiert am 11.03.2009 19:55 Chronik von
Mengsberg Diese Chronik ist eine Zusammenstellung aus folgenden Büchern: Früheste Zeugnisse der Besiedlung der Gemarkung Mengsberg Nach bisherigen Erkenntnissen liegt die älteste Siedlungsstätte der Gemarkung Mengsberg bei der Wüstung Enzenrode vor dem Momberger Wald. Dafür sprechen der dort 1845 geöffnete Grabhügel und der sogenannte „Knickwandtopf von Mengsberg". Eine Besiedlung dieser Gegend ist somit bereits für das 6. bzw. 7. Jahrhundert nachzuweisen. Der Grabhügel In den Periodischen Blättern des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde [13] ist über diese Ausgrabung im Jahre 1845, die der Mengsberger Pfarrer Fröhlich leitete, folgender Fundbericht enthalten: Das Innere (Bruch) des Hügels bis auf den Grund, die Brandstätte, war ein Gerölle von gebackenen Ton und größeren (wegen den darin eingeschlossen gewesenen und verwesten Reisern, Halmen), sehr porösen Tonklumpen und großen Tonschlacken. Dieses ganze Gerölle war mit einer Menge großer und kleiner Kohlen von verschiedenartigem Gehölz vermischt und es waren darin hier und da, nicht, wie es schien, nach einer gewissen Ordnung, ein garer Kalkstein und ein hart gebrannter und darum leicht zerbröckelbarer Wackenstein immer nebeneinander gestellt, gewöhnlich auch noch ein derartiger Stein über die beiden her gelegt. In der somit entstandenen Höhlung fanden sich in der Regel Scherben, Pfeile. Die Kalksteine finden sich in der nächsten Umgebung des Hügels, die Wackern 1/8 und die Tonart 1/4 Stunde davon. Um die zur Brandstätte bestimmte Fläche - dieselbe hat einen Umfang von ungefähr 36' und gleicht einer gewöhnlichen Kohlstätte - scheint vorerst eine hohe dicke Tonwand (um das Feuer einzufassen, seine Kraft zu konzentrieren) aufgeführt worden zu sein; nach dem Verbrennungsprozeß wurde dann diese Erdmasse zur nächsten Umhüllung verwandt. In und an den Urnenscherben hingen Ascheklumpen, wie es schien, mit mehr oder weniger Erde vermischt. Die äußerst wenigen Überreste von Knochen zeigten keine deutlichen Brandspuren. Der Unterkiefer (von einem Hund?) fand sich auf dem Boden einer unten spitz zulaufenden zerbrochenen (zerdrückten) Urne. Eine Regelmäßigkeit in der Aufeinanderfolge der aufgefundenen Gegenstände war nicht zu ermitteln. Alle vorgefundenen Sachen lagen, wie bemerkt, zerstreut und in bunter Verwirrung untereinander. Mehrere Nägel lagen doch gewöhnlich dicht zusammen. Beim Volk ist der Hügel unter keinem anderen Namen, als unter dem: der Küppel in N.N. Wiese` bekannt gewesen. " Bei dieser Ausgrabung 1845 wurden folgende Gegenstände zu Tage gefördert: Aus welcher Zeit der Grabhügel und somit auch die Fundstücke stammen, blieb unerwähnt. Die Fundstücke wurden nach [38] im Jahre 1879 vom Hessischen Landesmuseum Kassel an das Museum Marburg übergeben und dürften sich noch heute dort befinden. ---------- Der „Knickwandtopf von Mengsberg" Die Fundumstände des sogenannten „Knickwandtopfs von Mengsberg" sind unbekannt. Eine Privatsammlung archäologischer Altertümer von Dr. K. Engelhard aus Neustadt enthielt ein aus Scherben zusammengesetztes merowingerzeitliches Knickwandgefäß aus dem 6. bzw. 7. Jahrhundert [38]. Nach dem Tod von Dr. Engelhard 1943 gelangte dieser Topf fränkischer Prägung mit dessen Sammlung zunächst an das Landesamt für Denkmalpflege in Marburg, wo er mit Vorbehalt einem Fundort in der Gemarkung Mengsberg zugewiesen wurde. Die Zuweisung erfolgte aufgrund eines dem Gefäß inliegenden Zettels und ist somit nicht eindeutig gesichert. Das Fundstück soll demnach aus dem Gebiet der Kalköfen bei Enzenrode, nahe der Momberger Gemarkungsgrenze, stammen. Heute befindet sich der „Knickwandtopf von Mengsberg" im Hessischen Landesmuseum Kassel. Aufgrund seines fast vollständigen Erhalts könnte es sich bei dem Knickwandtopf um ein Fundstück aus einem Grab bzw. einem Reihengrab handeln. Funde aus dieser Merowingerzeit sind in Nordhessen äußerst selten. Bisher entdeckte man merowingische Gräber auf der Amöneburg und in Werkel. Ein weiteres Knickwandgefäß fränkischer Prägung wurde in Niedervellmar bei Kassel gefunden [29].
Erste urkundliche Erwähnung von Mengsberg Über die Entstehung des Dorfes Mengsberg ist urkundlich nichts bekannt. Eine Urkunde des Klosters Haina vom 5.März 1294 [ll] ist somit der älteste Beleg für die Existenz des Dorfes. Mengsberg dürfte jedoch wesentlich älteren Ursprungs sein. Einen Hinweis auf den Entstehungszeitraum liefert uns der Ortsname. So sind in der Epoche der Völkerwanderungszeit (4. bis 6. Jahrhundert) Ortschaften mit den Grundwörtern „-heim", „dorf", „-hausen", „hofen", „-feld" und„-rode" entstanden [41. Später kamen dann „-stadt", „-burg" und unter anderen auch „-berg" hinzu. Mengsberg ist daher wohl in dem Zeitraum des 6. bis 9. Jahrhunderts gegründet worden. Die älteste bekannte Schreibweise für Mengsberg aus dem Jahre 1294 ist „Meyngozberg". Der Ortsname „Meyngozberg" setzt sich dabei aus dem Personennamen „Meingoß" und der geographischen Begebenheit „Berg" zusammen. Meingoß stammt von dem germanischen Namen Magingaut ab [1]. Die heutige Form dieses Personennamens ist Menges. „Meyngoz" könnte somit auf den ersten Siedler bzw. den Gründer des Ortes Mengsberg aus der Zeit vor 1294 hinweisen. Weitere Schreibweisen für Mengsberg in den vergangenen Jahrhunderten: 1339 / 1345 „Mengisberge", 1350 „Mengosberge", 1360 - 67 „Mengozzesberge", 1365 „Mannesberge", 1367 „Mengoßberge" und „Mengesberge", 1376 „Meyngoisberge", 1448 „Mengesperge", 1475 „Mengisperge" und 1482 / 1507 / 1534 „Mengenberg". In der Urkunde des Klosters Haina vom 5. März 1294 wird nicht das Dorf Mengsberg, sondern ein „Rudolf von Meyngozberg" als Zeuge erwähnt. Dieser Rudolf von Mengsberg gehörte zum sogenannten Ortsadel. Da Ortsadlige sich nach dem Ort nannten, in dem sie Besitzungen hatten, wird die Existenz des Dorfes Mengsberg zu jener Zeit vorausgesetzt. Das Original der Urkunde befindet sich im Hessischen Staatsarchiv Marburg. Die Übersetzung der Urkunde vom 5. März 1294: Arnold gen. Beschart verkauft mit Zustimmung seines Vaters Wigand Beschart und seiner Mutter Lisa, seiner Brüder Wigand und Konrad des Scholaren, seiner Schwester Metze und ihres Ehemanns Heinrich von Richerode (Richelerade) einige Güter in Holzhausen bei Frohnhausen (Frenenhusen), die ihm sein Mutterbruder (avunculus) Helwig gen. Zicke gegeben hatte, samt allem Zubehör an das Kloster Haina zu freiem, erblichen Besitz und leistet Verzicht; er bezeugt zugleich, daß Heinrich von Richerode und Metze vor Bruno von Ottenrode (Ottinrade) und Rudolf von Mengsberg (Meyngozberg) gesondert Verzicht geleistet haben, und gelobt gemeinsam mit seinem Vater Wigand Nährschaft. - Zeugen: Ritter Arnold von Paderborn (Paderburn) und sein Sohn Arnold; Heinrich Brotrump, Gumpert von Kleinern (Creygeren), Johann von Nilach, Burgmannen zu Wildungen; Konrad von Lehre (Lare), Culo, Hermann gen. Macz von Braunau (Bruninnowe), Wäppner; Volpert gen. Voss (Voßs), Ditmar von Bringhausen (Bruninchunsen), Gumpert vor dem Tore (ante Portal), Bertold von Borken, Schöffen ebd.; Ludwig gen. Spare, Werner Metzger (Carnifex), die Brüder Mengot und Johann. - Siegler: die Stadt Wildungen. - Datum a. d. 1294, 3. nonas marcii.
Das Dorf Mengsberg Eine lückenlose Darstellung der Geschichte Mengsbergs zu jener Zeit läßt sich aus den bisher bekannten Urkunden nicht ermitteln. 1345 wird das Dorf Mengsberg erstmals urkundlich erwähnt, nachdem bereits seit dem Jahre 1294 seine Existenz belegt ist. Die v. Urff übereignen in dieser Urkunde dem Kloster Haina ihre Einkünfte zu Mengsberg. 1350 gelangen die Einkünfte der Grafenfamilie von Ziegenhain aus ihren Hufen zu Mengsberg durch Tausch an das Kloster Haina. Im Jahre 1367 sind Dorf und Gericht den v. Bellnhausen durch den Grafen von Ziegenhain versetzt. In den folgenden 80 Jahre zwischen 1367 und 1448 ist über Mengsberg aus Urkunden bisher nichts bekannt. Erst 1448 erfährt man, daß das Dorf den v. Bellnhausen und Hen Sleren versetzt ist. Im Jahre 1482 bekennt Hans v. Dörnberg, daß ihm der Landgraf das Dorf Mengsberg verkauft hat. Der Zehnte zu Mengsberg ist 1487 im Besitz der v. Liederbach und an Ludwig Phiffer und Konz Kelners verpfändet. Anfang des 16. Jahrhunderts verfügt das Kloster Spieskappel über Güterbesitz in Mengsberg. In den Jahren 1507 und 1534 ist das Dorf den v. Dörnberg verschrieben. 1557 ist das sogenannte Burglehen zu Mengsberg an 7 und 1576 an 9 Beständer verpachtet [33]. Um 1585 teilen sich den Zehnten zu Mengsberg die v. Liederbach, Rodenhausen, Regen und v. Schwertzel.
Die Wüstungen in der Gemarkung Mengsberg Eine Orts-Wüstung ist eine verlassene Siedlungsstelle. Die Zeit, in der viele Dörfer zu Wüstungen wurden, liegt nicht im 30jährigen Krieg - wie oft angenommen wird - sondern zwischen den Jahren 1320 und 1470 [21]. In diesem Zeitraum, der sogenannten ,Wüstungsperiode", wurden auch die ehemaligen Dörfer in der heutigen Gemarkung Mengsberg aufgegeben. Die Gründe für den Niedergang der Dörfer waren sehr vielschichtig. Dazu zählen vor allem die Pest, aber auch Hungersnöte als Folge von Mißernten und Kriege bzw. kriegerische Überfälle der Raubritter führten zum Verlassen der Siedlungen. Viele der ausgegangenen Orte lagen zudem in ungünstigem Gelände und auf schlechtem Boden. Die Überlebenden aus diesen „Fehlsiedlungen" waren daher besonders schnell bereit, ihre Dörfer aufzugeben und Höfe in siedlungsgünstigeren Orten zu übernehmen. Zu jener Zeit kam auch der Übergang von der extensiven, mittelalterlichen Feldwechselwirtschaft zu einem intensiveren Dauerfeldanbau. Bis dahin waren die Äcker lange und in unregelmäßigen Abständen brach liegengelassen worden. Mit der Dreifelderwirtschaft, die sich herausbildete, wechselten Fruchtfolge und Brache regelmäßig. Der schwächeren Nachfrage, als Folge der abnehmenden Bevölkerung, standen nun auch noch höhere Erträge und als deren Folge weiter abnehmender Landbedarf gegenüber. Dies zeigt, daß oft ein Wechselspiel zwischen den verschiedene Ursachen bzw. Auswirkungen zum Aufgeben der Dörfer und somit zu den heutigen Wüstungen führte. Aus welchen Gründen nun die Wüstungen in der Gemarkung Mengsberg entstanden sind, ist ungeklärt. In den nachfolgenden Ausführungen soll das, was wir von diesen Wüstungen bisher ermitteln konnten, dargelegt werden. An dieser Stelle möchten wir Herrn Heidenreich aus Trutzhain, anerkannter Hobbyarchäologe, danken, der uns bei der Lokalisierung der Wüstungen in der Gemarkung Mengsberg durch Scherbenfunde behilflich war.
Wüstung Diemesdorf Dieser Ort ist urkundlich nicht erwähnt, lediglich die Flurbezeichnungen „Diemesdorf bzw. „Deinsdorf" aus dem 16. und 17. Jahrhundert sprechen für seine Existenz. Heute gibt es eine Flur dieses Namens in der Gemarkung Mengsberg nicht mehr. Ob Scherbenfunde aus dem Mittelalter westlich der Jäckelsmühle (Schlagmühle) einen Hinweis auf die Existenz und die Lage dieses Ortes geben, ist fraglich. Denn nach der Grenzbeschreibung des Amtes Schönstein von 1613 ist Diemesdorf dicht an der Mengsberg-Appenhainer Gemarkungsgrenze auf Appenhainer Seite zu suchen. Der früheste Anhaltspunkt für einen Ort Namens Diemesdorf in der Gemarkung Mengsberg findet sich im Erbregister der Stadt und dem Amt Ziegenhain aus dem Jahre 1555 [A 9]. Dort ist unter Mengsberg ein Ruckel Schuchman erwähnt, der von seinen Äckern zu „Diemesdorff bei der Moeln" an den Gnädigen Fürst und Herren zinst. Weitere Erwähnungen dieser Flur finden sich in den Grenzbeschreibungen des Amtes Schönstein. So wird 1576 „Deinsdorf" und 1613 „Diemesdorf" bei der Beschreibung der Grenze des Amtes im Bereich Mengsberg und Appenhain genannt [3]. 1613 versuchten die Mengsberger vergeblich, eine Grenzänderung herbeizuführen, dadurch, daß sie den Grenzzug nördlich um das Diemesdorf herumführen wollten. In der Grenzbeschreibung des Amtes Schönstein ist darüber folgendes zu lesen: Diemesdorf steht in Dillichs Spezialtafel vom Amt Schönstein als Flurname südlich von Appenhain am Nonnenwald und Eitzenhainer Bache [311.
Wüstung Enzenrode (Nesselrode) Der untergegangene Ort Enzenrode lag südöstlich von Mengsberg, dicht an der Mengsberg-Momberger Gemarkungsgrenze vor dem Momberger Wald. Noch heute zeigen uns die Flurbezeichnung „im Entzeroth" und dortige Scherbenfunde aus dem 13. und 14. Jahrhundert die Lage des wüsten Ortes. In neueren Flurkarten wird diese Flur mit „Wüstung Nesselrode" bezeichnet. Eine Erklärung hierfür konnte bislang nicht gefunden werden. Bei der Wüstung Enzenrode handelt es sich bisher nachweislich um das älteste Siedlungsgebiet in der Gemarkung Mengsberg. Dies belegen Funde aus frühgeschichtlicher Zeit. 1845 wurde nahe bei der Wüstung Enzenrode von dem damaligen Mengsberger Pfarrer Fröhlich ein Grabhügel ausgegraben, dabei traten zahlreiche Funde zutage. Desweiteren wurde vermutlich auch ein Tongefäß, der sogennante „Knickwandtopf von Mengsberg", auf dem Gebiet der Wüstung Enzenrode gefunden. Es handelt sich dabei um ein merowingerzeitliches Gefäß aus dem 6. bis 7. Jahrhundert. Näheres über die Ausgrabung und den Knickwandtopf siehe Kapitel „Früheste Zeugnisse der Besiedlung der Gemarkung Mengsberg". Das Gebiet des ehemaligen Dorfes Enzenrode erstreckte sich vermutlich über die heutige Mengsberger Gemarkungsgrenze hinaus. So dürfte auch ein Teil des Momberger Feldes und des Momberger Waldes zu Enzenrode gehört haben. Dafür sprechen auch die Grenzstreitigkeiten bei dieser Wüstung zwischen Mengsberg und Momberg im 16. und 17. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert kam es zwischen Mengsberg und Momberg wegen des fraglichen Waldes zum Streit [27]. Die Mengsberger beanspruchten damals einen Teil des Waldes „das Vorholz" als ihr Eigentum. Die Momberger führten den Beweis, daß der streitige Bezirk, wie der ganze Wald, zu Momberg gehörte. Heute befindet sich die Flur „das Vorholz" in der Mengsberger Gemarkung. Ebenfalls im 16. Jahrhundert kam es zwischen Mengsberg und Momberg zu einem heftigen Streit um die Kalkgruben bei der Wüstung Enzenrode [24], der sich fortan mehr als hundert Jahre lang hinzog. Aus dem Jahre 1659 liegt darüber folgender Bericht mainzischer Seite vor: Diese Grenzstreitigkeiten wurden nach Diefenbach [8] seit dem 16. Jahrhundert mehrfach beigelegt, letztlich erst durch die Grenzkonferenz des Jahres 1756. Noch heute weist die Flur „die Streitecke" auf diese Rechtsstreitigkeiten hin. Eine Momberger Sage, die jedoch nichts weiter als ein Märchen ist, erzählt über den heutigen Momberger Wald [27]: Ob Enzenrode eine Kirche besaß, konnte bislang nicht ermittelt werden. Auch über die Bewohner ist kaum etwas zu erfahren. Um 1360 wird erstmals ein Lehnsmann „Rulo von Enzenrode" erwähnt, ob es sich bei diesem um einen Ortsadligen handelt, ist jedoch fraglich. Nach Malkmus [27] weisen Anfang des 20. Jahrhunderts quadratische Anrainungen auf eine Burg hin. Auch Reimer [31] und Reuling [32] führen ein Schloß zu Etzenrade an. Diese Burg bzw. dieses Schloß dürfte jedoch eher bei der Wüstung Etzgerode in der Nähe des Etzgeröder Hofes bei Speckswinkel zu suchen sein. Dies wird auch durch Reuling [32] bestätigt, nachdem Etzgerode Burgsitz war. Durch Urkunden ist folgendes von Enzenrode bekannt: Bereits nach 1015 wird in einer Urkunde ein „Acenrode" erwähnt, ob es sich dabei um Enzenrode handelt, ist jedoch fraglich. Die erste gesicherte urkundliche Erwähnung von Enzenrode geht auf das ,Jahr um 1248 zurück. In der Mitte des 13. Jahrhunderts und 1324 gehört Enzenrode zu den Dörfern, die nach Amöneburg zehnten. Der Zehnten zu Enzenrode ist zu jener Zeit also im Besitz des Erzstifts Mainz. Wollen wir einer Angabe des Ziegenhafner Urbars von 1360 / 67 Glauben schenken, so erwirbt das Erzstift Mainz Enzenrode zusammen mit anderen Orten erst im 14. Jahrhundert tauschweise von den Grafen von Ziegenhain. Nach Klibansky [24] wird Enzenrode zusammen mit anderen Dörfern mit dem Gebiet des 1294 neu erworbenen Amtes Neustadt vereinigt. In einer Rechnung um 1360 über mainzische Fruchteinkünfte in Richerode (Ruchelrode) und Enzenrode sind folgende Lehnsträger genannt: Gunther von Ottenrode, Rulo von Enzenrode, Hedes von Zettrichhausen (Zydrichhusen), der Müller von Weidelbach (Walbach), Dylonis von Linsingen, Conrad von Richerode (Ruchelrode), Wydiche, Groß (Groze) und Krug. Wer von diesen vorgenannten Personen ein Lehnsmann in Enzenrode war, läßt sich jedoch nicht mit letzter Sicherheit sagen.
Zeittafel der Wüstung Enzenrode nach 1015 „Acenrode" in Urkunde erwähnt [31, 32] (Wohl kaum auf Enzenrode zu beziehen) um 1248 Der Erzbischof von Mainz hat den Zehnten zu „Enzenrode" [35] um 1248 Die Grafen von Ziegenhain haben den Zehnten zu „Enzenrode" angeblich zu Unrecht vom Erzstift Mainz zu Pfand [321 nach 1294 „Etzenrode" wird mit dem Gebiet des Amtes Neustadt vereinigt [24] 1309 „Enzenrade" in einer Urkunde des Klosters Haina erwähnt [11] 1324 Mainz besitzt den Zehnten zu „Enzenrode" [35] 1353 Der Zehnte zu „Entzenrode" gehört den v. Linsingen [31, 32] 1359 Erzbischof Gerlach von Mainz verpfändet die Wüstung „Eczenerode", die früher ein Dorf gewesen sei, mit Gericht, Zehnten, Gülten und allem Zubehör an Ludwig von Momberg [31, 32] um 1360 Rechnung über mainzische Fruchteinkünfte in „Ruchelrode" und „Enzenrode" [Staatsarchiv Würzburg: Mainzer Urkunde, weltl. Schrank 65/6E] 14. Jh. Erzstift Mainz erwirbt „Etzinrode" zusammen mit anderen Orten tauschweise von den Grafen von Ziegenhain [A 1] 1434 Adolf u Hirzenhain trägt sein Schloß „Etzenrade" dem Landgrafen zu Lehen auf; 1572 war das Schloß wüst (Gemarkung Speckswinkel) [31, 321 1491 Die Nodung von Wehrda verkauft ihre Güter zu „Enzenrode" an die v. Dörnberg [31, 32] 15. Jh. „Mengsberg prope Entzenrade" in dem Archidiakonatsregister unter der Sedes Treysa und desgleichen „Entzenrade" unter der Sedes Neustadt erwähnt [44] 1510 Bürgermeisterregister von Neustadt hat den Posten: „einen Wagen Kalks geholt zu Enzenrade" [27]
Wüstung Gerwigshain Etwa 3 km nordwestlich von Mengsberg, an der Straße nach Hatzbach (Volksmund: Butterweg), an der wüsten Kirche, im Quellgebiet eines nach Mengsberg fließenden Bachlaufs, lag das Dorf Gerwigshain. Flurname 1555 „Wüstung Gerwichshain", 1576 „Gerbisheim", um 1614 ,Wüste Gerwigshain", 1708/10 ,Wüste Kirche". Nach Landau [25] waren 1858 noch Trümmer der Kirche zu sehen. Nach Malkmus [27] soll noch Ende des 19. Jahrhunderts ein Grabstein aus dem 14. oder 15. Jahrhundert dort gelegen haben. 1880 wurden von Mühlhausen, dem damaligen Oberförster zu Spechswinkel, Grabungen im Bereich der Gerwigshainer Kirche duchgeführt. Im Hessischen Landesamt für Denkmalpflege sind bis heute zwei Briefe erhalten, die der Oberförster an den Archivdirektor in Marburg schrieb [A 8]. Die Briefe werden nachfolgend im Wortlaut wiedergegeben. 1. Brief an den Marburger Archivdirektor vom 24. Januar 1880: „Im Staatswalde der Oberförsterei Mengsberg, welche ich verwalte, liege an der Stelle, wo früher das Dorf Gerwigshagen (Gerbeshain) lag, noch der Stein, welcher als Schlußstein der Kirchentür über letzteren eingemauert war. Die Form ist bestehende und ist das noch sehr wohl erhaltene Kreuz erhaben ausgemeißelt, dasselbe ist 30 cm hoch und 20 cm breit. Das Dorf Gerwigshagen gehörte zum Kloster Haina, wurde jedoch im 13. Jahrhundert an den Grafen von Ziegenhain abgetreten. Belehnt war mit dem Dorf ein adliges Geschlecht, welches sich von Gerwigshain nannte. Urkundlich kommt ein Conradus de Gerwigshain vor. Im 14. oder 15. Jahrhundert muß das Dorf eingegangen sein, wahrscheinlich wegen eingetretener Unfruchtbarkeit der Äcker in Folge hoher Lage. Da der oben genannte Stein zu den mittelalterlichen Denkmälern gehört, welche in Marburg ihren Stammplatz haben, so frage ich ergebenst an, ob dieser Stein gewünscht wird. Ich würde denselben als dann mit Genehmigung königlicher Regierung seiner Lagerstelle entnehmen und durch mein Fuhrwerk zur Bahnstation Neustadt bringen lassen, woselbst er dann (mit Brettern umschlagen) als Frachtgut aufgegeben werden könnte. "
2. Brief an den Marburger Archivdirektor vom 3. März 1880: „Wird ergebenst wieder zurückgesendet. Den Stein habe ich vor ca. 3 Wochen zur Bahn (in Neustadt) aufgegeben und wird derselbe wohl unversehrt angekommen sein. Ich habe nun vor Ort und Stelle Untersuchungen angestellt. Wo die Kirche stand, ist bereits früher stark nachgegraben worden und fast alle Mauersteine zum Waldwegebau verwendet worden. Alte Holzhauer, welche zuletzt im Jahre 1869 dort Steine gegraben haben, erzählten, sie hätten an der Seite a - b der folgenden Zeichnung Menschenknochen und ganz schwarze Eichenbretter (Särge) dicht an der Mauer im Innern der Kirche gefunden; das Eichenholz sei noch gut gewesen, aber schwarz, sie hätten es mitgenommen und zu Einlagen an Schränken verwendet. An der Stelle x fanden dieselben den übersendeten Türsturz, also ist dort die Tür gewesen. Das Rechteck a - b - c - d hat 10 und 15 Meter Seitenlänge; vor c - d ist wahrscheinlich ein kleinerer Anbau (Chor) gewesen. Die Holzhauer fanden ferner den Griff von einem alten Schwert, ein Beil, Pferdege ..., eine Flachsreffe(?), diese Eisenstücke sind jetzt verschwunden. Auf der gestrichelten Linie e - f habe ich einige Einschläge an Stellen, wo alte Buchenstöcke ein graben verhinderten, machen lassen und dabei die folgenden Ziegeln gefunden; eine derselben ist eine Firstziegel gewesen und erkennt man noch den Pferdekopf, mit welchem eine jede Firstziegel geziert war. Der Erd- und Steinschutt zeigt überall Kalkmörtel, hier und da auch Asche, als ob die Kirche durch Brand vernichtet wäre. In nächster Nähe der Kirche finden sich noch einige Stellen, wo unzweifelhaft Häuser standen; an einer derselben stehen die Mauern noch unversehrt, aber stark mit Buchen bewachsen. Die Hohle ist wahrscheinlich der Ortsweg von Gerbeshain gewesen.
Ich beabsichtige im Lauf der nächsten Jahre zwecks Benutzung der noch vorhandenen Steine zum Weltbau alle diese Stellen, besonders aber die Kirche nochmals umgraben zu lassen und werde hierrüber seiner Zeit weitere Mitteilungen machen. An einem der im Jahre 1869 ausgegrabenen Steine soll eine Jahreszahl gewesen sein, die Holzhauer konnten jedoch nicht angeben, ob dieser Stein auch zerschlagen wurde oder wohin er sonst gekommen sei. Ich werde bei meinem Dienstvorgänger dieserhalb eine Anfrage stellen. " Gerwigshain ist ohne Zweifel die größte der in der Gemarkung Mengsberg wüst gewordenen Ortschaften gewesen. Durch Urkunden ist folgendes von Gerwigshain bekannt: Die erste urkundliche Erwähnung von Gerwigshain geht auf das Jahr 1196 zurück. 1294 war Gerwigshain nach Landau [25] und Reuling [33] fuldarisches, nach Reimer [31] hingegen hersfeldisches Lehen des Grafen v. Ziegenhain, der es dem Kloster Haina damals abtrat. Das Kloster Haina erwarb 1295 und 1308 auch den Zehnten zu Gerwigshain. Somit war nach 1308 das ganze Dorf in Besitz des Klosters gekommen. Im Jahre 1350 vertauschte Kloster Haina das Gericht zu Gerwigshain an die v. Ziegenhain. 1368 gehörte Gerwigshain zum Amt Schönstein. Wüstung wurde Gerwigshain somit nach 1368 und vor 1526, da 1526 die Mengsberger bereits das Nutzungsrecht zu Gerwigshain fordern. Die Kirche, deren Patronat Haina sich 1368 vorbehielt, gehörte im 15. Jahrhundert zum Dekanat Neustadt. Ein Ortsadel „von Gerwigshain" ist seit 1231 urkundlich belegt. Noch im Jahre 1319 ist ein Eckehard v Gerwigshain als ehemaliger Kloster-Kellner in einer Urkunde des Klosters Haina genannt. Das Geschlecht v. Gerwigshain dürfte somit im 14. Jahrhundert erloschen sein. Die Grundmauern der Kirche von Gerwigshain, sowie einzelne Kellergewölbe, standen vor 70 Jahren noch. Später sind die Steine zum Bau des "Hatzbacher Kreuzes" verwendet worden. Die Gerwigshainer Dorfquelle, der "Glockenborn", mit seiner runden, gemauerten Umfassung, war immer ein beliebtes Ausflugsziel der Mengsberger. Der Sage nach sollen die Gerwigshainer ihr Silberglöckchen, um es vor dem Feind zu retten, in diesem Brunnen versenkt haben. Später sei die Glocke nach Mengsberg gebracht worden, um als Gebetsglocke zu dienen. Von diesem Zeitpunkt an wird der Gerwigshainer Dorfbrunnen "Glockenborn" genannt Leider ist er heute so versumpft, daß kaum noch etwas zu sehen ist. Wieder verschwindet ein historischer Teil in der Mengsberger Gemarkung. Zeittafel der Wüstung Gerwigshain 1196 Kloster Spieskappel verfügt über Einkünfte in „Herwigeshagen" [26, 41] 1245 Ritter Gerlach von Allendorf trägt dem Erzstift Mainz ein Drittel des Dorfes „Gerwigeshagen", bisher sein Eigentum, zu Lehen auf [11, 41] 1252 Graf Bertold von Ziegenhain gibt die Hälfte des Zehnten zu „Gerwigeshagen" seinem Ministerialen Bruno v. Gerwigshain, dessen Ehefrau Mechthild und ihren Kindern frei von Grafschaft und Vogteirecht zu Lehen [11] 1280 Reinhard von Altenburg übergibt mit Zustimmung seiner Erben Güter zu Josbach und „Gerwineshagen" an das Kloster Hachborn [36] 1284 Die Grafenfamilie v. Ziegenhain gibt dem Kloster Haina tauschweise unter anderem einige Äcker gen. Schet, die einst zum Dorf „Gerwishan" geschlagen wurden und bis an die Landstraße (stratam publicam que laut straz dicitur) reichen sollen [11, 41] 1294 Die Grafenfamilie v. Ziegenhain vertauscht „Gerwishain" dem Kloster Haina samt dem Gericht und allem Zubehör an Höfen, Äckern usw. zu ewigem Besitz in demselben Recht, zu dem sie selbst es bisher besaßen [11] 1295 Graf Gottfried v. Ziegenhain bekundet, daß die vier Brüder gen. Krug den von ihm lehnsrührigen Zehnten zu „Gerwishain" aufgelassen haben und übergibt den Zehnten auf ihr Bitten dem Kloster Haina zu freiem Besitz 1296 Die vier Brüder gen. Krug verkaufen mit Zustimmung ihrer Ehefrauen und Söhne ein Viertel ihres Zehnten in der Gemarkung des Dorfes „Gerwishayn" samt allem Zubehör an das Kloster Haina [11] 1297 Lutgard, Geistliche, und ihre Söhne Bruno und Eckehard von „Gerwinshain" übereignen ihre Güter zu Gerwigshain mit allem Recht und Zubehör dem Kloster Haina [11] 1308 Graf Johann von Ziegenhain bekundet, daß Ritter Rudolf Crug von Josbach mit Zustimmung der Erben ein von Ziegenhain lehnsrühriges Viertel des Zehnten zu „Gerwishayn" aufgelassen hat, und übereignet den Anteil auf Bitten Rudolfs dem Kloster Haina [11] 1330 Die v. Linsingen verzichten gegenüber dem Kloster Haina auf ihren Anspruch am Markrecht zu „Gerwinshayn" [11] 1339 Wäppner Widecho v. Mengsberg und seine Frau bekunden, daß Kloster Haina ihnen und ihrem ältesten überlebenden Sohn auf Lebenszeit Güter in Dorf und Gemarkung „Gerwishayn", 16 Morgen in jeder Flur samt Zubehör, verliehen hat, wobei sich das Kloster den ihm geschuldeten großen Zehnten vorbehält. Sie haben dort im nächsten Jahr wie die übrigen Landsiedel Gebäude zu errichten, um selbst dort zu wohnen [11] 1342 Apt Gerhard und der Konvent zu Haina versprechen Graf Johann v. Ziegenhain und seinem Sohn Graf Gottfried, daß sie ihr Gericht über das Dorf „Gerwinshan" selbst behalten und weder durch Geschenk, Kauf oder Tausch veräußern [ 11 ] 1350 Graf Johann v. Ziegenhain erhält von dem Kloster Haina durch Tausch das Gericht zu „Gerwinshain" samt Zubehör zurück. Kirchpatronat und alle Güter, Vorwerke, Zehnten, Hufen, Dienste, Eigenleute, Zinsen u. a. des Klosters sind davon nicht betroffen. Die Wälder in dem genannten Gericht samt Forst- und Huterechten verbleiben ebenfalls weiterhin dem Kloster [11] 1354 Erzbischof Gerlach von Mainz bestätigt dem Kloster Haina den Besitz sämtlicher von Mainz herrührenden Zehnten, Besitzungen und Lehnsgüter, unter anderen auch „Gerwinshain" [11] 1357 Die v. Linsingen verzichten auf Ansprüche gegen das Kloster Haina wegen des Waldrechts an einem erkauften Gütchen zu „Gerwinzheyn" und sonstigen Gütern des Klosters ebd. [ 11] 1368 Gerwigshain gehört zum Amt Schönstein 15. Jh. „Gerwinsheim" in dem Archidiakonatsregister unter der Sedes Neustadt erwähnt [44] 1526 Gerechtsame (Vorrecht, Nutzungsrecht) der Gemeinde Mengsberg zu Gerwigshain [A 5]
Wüstung Ottenrode Es ist nicht eindeutig erwiesen, ob der Ort Ottenrode in der heutigen Gemarkung Mengsberg zu suchen ist. Die genaue Lage des Ortes ist unter den Heimatforschern umstritten. Für Malkmus [27] ist Ottenrode identisch mit Etzenrode, südöstlich des Etzgeröder Hofes in der Gemarkung Momberg. Nach Klibansky [24] ist diese Identifizierung mit Etzenrode unmöglich. Für ihn ist Ottenrode identisch mit Hottenrod südöstlich von Neustadt. Landau [25] und Reimer [31] hingegen sehen die Lage von Ottenrode südwestlich von Mengsberg. Wir dürfen wohl dieser Einschätzung recht geben, da in der von Landau beschriebenen Lage südwestlich von Mengsberg noch heute die Flurbezeichnung „im Otteroth" gebräuchlich ist. Desweiteren sprechen Scherbenfunde auf dieser Flur aus dem 13. und 14. Jahrhundert Für den Ort Ottenrode in der Gemarkung Mengsberg. Ottenrode war wohl nur ein sehr kleiner Ort bestehend aus einigen Hofstätten und vermutlich ohne eigene Kirche. Der Ort dürfte wohl in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts oder im 15. Jahrhundert wüst geworden sein. Durch Urkunden ist folgendes von Ottenrode bekannt: Die erste urkundliche Erwähnung von Ottenrode geht auf das Jahr 1290 zurück. Unter ziegenhainischer Herrschaft gehörte Ottenrode im 13. Jahrhundert zum Gericht Neustadt. 1294 erwarb Erzbischof Gerhard von Mainz Burg und Stadt Neustadt mit allem Zubehör durch Kauf von den Grafen von Ziegenhain. Wollen wir einer Angabe des Ziegenhainer Urbars von 1360 / 67 Glauben schenken, so erwirbt das Erzstift Mainz Ottenrode zusammen mit anderen Orten erst im 14. Jahrhundert tauschweise von den Grafen von Ziegenhain. Ortsadel ist von 1290 - 1295 durch „Bruno von Ottenrode" belegt. Um das Jahr 1360 wird in einer Rechnung über mainzische Fruchteinkünfte in Richerode und Enzenrode ein Lehnsmann „Gunther von Ottenrode" erwähnt.
Zeittafel der Wüstung Ottenrode 1290 „Bruno von Ottinrode" als Zeuge in einer Verkaufsurkunde von Treysa vom 22. Juli 1290 erwähnt [ 11 ] 1293 Hofstätten zu „Udelnerode" (wohl Ottenrode) in Urkunde von Neustadt am 24. Juni 1293 erwähnt [11] 1294 „Bruno von Ottinrade" in Urkunde vom 5. März 1294 erwähnt [11] 1294 Erzbischof Gerhard von Mainz erwirbt Burg und Stadt Neustadt mit den zugehörigen Dörfern, unter anderen auch Ottenrode, durch Kauf von den Grafen von Ziegenhain [3, 24] 1295 „Bruno von Ottinrade" verkauft seine Güter in „Ottinrade" dem Stifte Fritzlar [25] 1324 Mainz besitzt in Ottenrode einen Hof, aus dem jährlich 5 Mött Korn und 5 Mött Hafer in die Mainzfische Kellerei gelangen [Staatsarchiv Würzburg: Amöneburger Kellerei-Rechnungen 1324 ff.] 1341 „Ottinrade" wurde von Ritter Lewinsteyn von Löwenstein ausgeraubt und in Brand gesteckt [25, 30] 1348 Ein 3 Malter zinsendes Allod zu „Ottenrode" gelangt durch Tausch von dem Stift Fritzlar an das Prämonstratenserstift Spieskappel [6, 25, 26] um 1360 „Gunther von Ottenrode" in Rechnung über mainzische Fruchteinkünfte erwähnt [Staatsarchiv Würzburg: Mainzer Urkunde, weltl. Schrank 65/6E] 14. Jh. Erzstift Mainz erwirbt „Ottinrode" zusammen mit anderen Orten tauschweise von den Grafen von Ziegenhain [A 1] 15.Jh. „Ottinradt" in dem Archidiakonatsregister unter der Sedes Neustadt erwähnt [44]
Entwicklung der Gemeinde ab 1900 Aus den Gemeindeprotokollbüchern von Mengsberg: 1905 Fertigstellung der Gemeindewasserleitung 1910/12 Die Zusammenlegung in der Gemarkung wurde abgeschlossen 1921 Die Elektrifizierung der Gemeinde wurde abgeschlossen 1928 Erweiterung des Friedhofes (Richtung Buchholz) 1934 Ankauf einer Motorspritze für die Feuerwehr 1935 Schulhaus wird für zwei Klassen umgebaut 1935 Der Rote Berg und der Harthberg werden aufgeforstet 1936 Der Gemeindewald „Die Struth" wird abgeholzt und zur Rodung für Ackerland zur Verfügung gestellt 1936 Die Hutung im Engelhain soll aufgeforstet werden 1937 Die Gasse wurde zur Gemeindestraße ausgebaut 1944 Neuanlegung eines Friedhofes 1948/49 Die neue Wasserleitung wird gebaut 1951 Ankauf einer zweiten und dritten Kirchenglocke 1951 Bau einer Kanalisation; diese Arbeiten dauerten mehrere Jahre, gleichzeitig wurden auch die Ortsstraßen geteert 1958 Ankauf der vierten Kirchenglocke 1962 Ankauf eines Feuerlöschfahrzeugs 1962 Bau eines neuen Gemeindehauses (Kirchengemeinde) 1966/67 Bau der neuen Schule im Hegeholz (Einweihung 15. 9. 1967) 1970/71 Bau eines neuen Kindergartens im Hegeholz 1972 Grundsteinlegung vom Hallenbad im Oktober 1973 Neubau eines Feuerwehrgerätehauses 1974 Mengsberg wird durch Gebietsreform nach Neustadt eingemeindet
BACKHÄUSER VON MENGSBERG
Im Jahre 1786 wurden, auf Befehl des Landgrafen von Hessen, sämtliche Backhäuser in privatem Besitz, wegen Brandgefahr und aus Gründen der Holzersparnis, verboten und abgerissen. Zwei Gemeindebackhäuser wurden gebaut, eines in der Schwertzellsgasse und das andere am oberen Teich. Nur die vier Mühlen - Schlag-, Hain-, Sommer- und Eisenmühle - durften Backhäuser besitzen. Allen Bürgern standen die Backhäuser zum Brotbacken zur Verfügung. Am Sonntagabend fanden sich diejenigen, welche in der kommenden Woche backen wollten, bei den Backhäusern ein. Kam es vor, daß mehrere am gleichen Tag backen wollten, so entschied das Los die Reihenfolge. Das Anheizen war folgendermaßen geregelt: Das Anheizen am Montagmorgen, wenn die Backöfen durch den dazwischenliegenden Sonntag besonders ausgekühlt waren, wurde nicht verlost, sondern dies geschah reihum durch die Bürger, von Haus zu Haus. So waren die Backhäuser Orte der Kommunikation und Schauplätze der, vorwiegend von Frauen, geleisteten Arbeit. Die Kinder freuten sich immer auf diese Backtage. Gab es doch meist aus Teigresten noch ein rundes Apfellaibchen, manchmal auch einen Apfel- oder Zwiebelplatz, der in Rüböl gebackene "Fetthans" soll ebenfalls nicht vergessen sein. All diese Dinge schmeckten besonders gut.
STEINRELIEF IN DER ALTEN KIRCHENMAUER Dieses in Stein gehauene Relief dürfte wohl das älteste Kleinod in der so bewegten Dorfgeschichte von Mengsberg sein. Es hat Zerstörungen, Feuersbrünste und Kriege überstanden. Es befindet sich, eingefügt in die alten Reste der Mauer, an der erstmals im Jahre 1364 erwähnten Kirche von Mengsberg, deren Patron der damalige Graf von Ziegenhain war. All diese Zeugen der Vergangenheit wollen wir unseren Dorfbewohnern wieder ins Gedächtnis rufen.
DIE LINDEN VON MENGSBERG Auf dem Rasen befinden sich drei alte Linden, die schätzungsweise ein Alter von 700 Jahren haben. Im Jahre 1888 wurden die auf dem Platz stehenden kleineren Linden, und im Zuge der Dorfverschönerung 1981, fünf weitere Linden dazu gepflanzt. Eine weitere steht auf dem Hofäcker, im Volksmund "Howecker" genannt. Dieser Hofäcker ist wohl der älteste Dorfplatz von Mengsberg. Viel früher als auf dem Rasen, wurden hier unter dieser Linde der Probtanz und die Kirmes abgehalten. Noch eine mächtige Linde ist zu erwähnen. Es ist die Linde auf dem sogenannten "Anspann", oberhalb des letzten Hofes, am Ausgang des Dorfes nach Momberg.
BRANDKATASTROPHE Auch von Katastrophen und mancherlei Schicksalsschlägen blieb Mengsberg nicht verschont. Am 15. September 1875 vernichtete ein Großfeuer 71 Gebäude, darunter Kirche und Schule. Die meisten Geschädigten haben mit ihrem wenigen Hab und Gut Tage und Nächte in den Gassengärten verbringen müssen. Umfangreiche Hilfe, hauptsächlich mit Lebensmitteln und Sachspenden wurde, um die Not zu lindern, von den umliegenden Ortschaften, für Mengsberg geleistet. So wird berichtet, daß die Gemeinde Wasenberg einen Wagen voll Wurst, Speck und sonstige Lebensmitte nach Mengsberg gebracht habe. Bis zum Wiederaufbau wurden der Schulunterricht und der Gottesdienst auf dem, im Oberdorf gelegenen, Christshof, bei schönem Wetter auch im Freien im sogenannten Hegeholz abgehalten.
EINE ERLÄUTERUNG DER DAMALIGEN BRANDKATASTROPHE Am 15. September 1875 brach in Mengsberg ein Großfeuer aus, dem Schule, Kirche und weitere 71 Gebäude zum Opfer fielen. Das Dorf brannte zur Hälfte nieder. Die mit Heu und Getreide gefüllten Scheunen, die in jahrzehntelanger mühsamer Arbeit erbauten Häuser, fielen den Flammen zum Opfer. In der Kirchenchronik lesen wir, daß auf dem ehemaligen Schwertzellshof gedroschen wurde. Hier ist das Feuer ausgebrochen. Es breitete sich rasch aus. Die benachbarten Gebäude wurden vom Feuer angegriffen. Es wurde Großalarm gegeben. Alle Bauernburschen, die ein Pferd besaßen, ritten als Feuermelder in die Nachbardörfer, um Hilfe herbeizuholen. Die Feuerwehren von Florshain, Momberg und Wasenberg waren schnell zur Stelle, bald auch die von Wiera. Jede Wehr nahm sich einen brennenden Hof vor und versuchte, ihn zu retten. Der Wasenberger Feuerwehr ist es gelungen, den Hof, dicht an der Brandstelle gelegen, zu retten. Die Momberger bekämpften das Feuer auf dem Schwertzellshof. Die Florshainer Wehr konnte wegen des Wassermangels das gegenüberliegende Gehöft nicht retten. Die Feuerwehr von Wiera versuchte, die Stockmühle zu retten. Als das Wasser dazu nicht ausreichte, löschten sie mit Jauche. Trotz intensiver Anstrengungen konnte das Feuer nicht eingedämmt werden, es breitete sich, begünstigt durch einen aufkommenden Sturm, auf das Oberdorf aus. Als dann die Kirche zu brennen begann, sprang ein Pfarrer aus Densberg (in Mengsberg geboren und hier zu Besuch weilend) in die Kirche, um einige wertvolle Dinge, wie die Abendmalsgeräte und die alte wertvolle Bibel, zu retten Es wird erzählt, daß er sich nur noch durch einen Hechtsprung aus dem schon zersplitterten Fenster habe retten können. Als dann, durch Sturm und Hitze verursacht, auch noch die Orgel zu spielen begann, was sich, wie berichtet, ganz jämmerlich angehört habe, hätten die alten Männer ihre Hüte und Mützen abgenommen und den Choral gesungen: "Aus tiefer Not schrei ich zu Dir." Es war gerade Erntezeit. Die meisten Leute waren auf dem Felde, so daß Menschenleben nicht zu beklagen waren. Die gerettete Habe wurde auf den Pfarrhof gebracht, denn hier war Sicherheit durch Bewachung gegeben.
Etwas Denkwürdiges ist einer Mengsberger Familie passiert: Beim Retten ihrer Habe hatte die Mutter ihre kleine Tochter auf die Miste eines Bauernhofes gelegt, wo noch keine Feuergefahr zu drohen schien. Als sie ihr Kind wieder abholen wollte, war das Feuer bis dorthin gekommen und hatte den Misthaufen verbrannt. Zum größten Schrecken der Frau war ihr Kind verschwunden. Aber eine Nachbarin konnte sie beruhigen, denn sie hatte gesehen, daß der Momberger Kaplan das Kind an sich genommen und in Sicherheit gebracht hatte. Dort, in Momberg, hat sich dann diese Mutter ihr Kind wieder abholen können.
Noch ein Bericht einer alten Mengsbergerin, welche als zehnjähriges Mädchen die Katastrophe mit erlebt hat und die ihr unvergeßlich geblieben ist, sei angefügt. "Wir waren in der Schule", berichtet sie, "als morgens gegen halb zehn Brandgeruch durch die Fenster drang. Kurz darauf wurde auch schon Feueralarm gegeben. Unser Lehrer schloß die Tür zum Schulsaal ab, um zu sehen, was los war. Weil er aber überhaupt nicht mehr zurückkehrte und weil sich das Feuer ausbreitete, stiegen die Jungen durchs Fenster und sprangen auf den Schulhof Sie öffneten die Tür und so konnten auch wir die Schule verlassen. Ich lief schnell nach Hause, aber ich konnte meine Mutter nicht finden. Alle waren zum Teich gerannt und hatten sich in eine Kette von Männern und Frauen eingereiht, um Löschwasser aus dem Teich zu schöpfen. 22 Spritzen waren eingesetzt, konnten aber nur wenig ausrichten. Den ganzen -Sommer hatte es nur ganz wenig geregnet, und deshalb konnten Teiche und Brunnen nicht viel Wasser liefern. An dem Tage, da das Feuer wütete, wehte ein starker Südostwind, mit ihm wurde das Feuer weitergetragen. Auch die damals verwendeten Hohlziegel, die durch Strohwische abgedichtet waren, trugen zur Beschleunigung und schnellen Verbreitung des Feuers bei, so daß ein Haus nach dem anderen ein Raub der Flammen wurde."
Sie berichtet weiter, daß eine brennende Speckseite vom Schwertzellhof im hohen Bogen, wie eine brennende Fackel durch die Luft geschleudert wurde, auf einen entfernten Hof auf die Scheune gefallen sei, so daß diese sofort Feuer gefangen und der ganze Hof abgebrannt sei. Eine zweite brennende Seite Speckseite sei noch weiter geflogen und auf einem Baum in den Wiesen bei der Stocksmühle gelandet, der dann auch in Flammen aufgegangen sei.
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